Selbstverständnis der TCM

TCM steht für Traditionelle Chinesische Medizin, welche nach uns vorliegenden schriftlichen Überlieferungen zum ersten Mal vor ca. 2600 Jahren beschrieben wird. Die TCM versteht den Mens:chen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Der Mens:ch als Individuum ist zugleich untrennbar mit dem Ganzen, dem Kosmos, in welchem alles als lebendig und welcher selbst als Lebewesen betrachtet wird, verbunden und verwoben. Die im makroskopischen (Kosmos, Sonnensystem) wirkenden Kräfte sind dabei dieselben, wie die im mikroskopischen (Mens:ch, Atom). Versteht man es, mit dem Fluß der Energien zu gehen, lebt man naturverbunden und in dessen Rhythmus, was als Harmonie bezeichnet wird. Vermeint man sich über diese Kräfte aufschwingen zu wollen, wird man zunehmend auf Widerstand und Hürden stoßen. Je höher der Zwang / Übermut, desto tiefer dann der Fall. Diese universellen Kräfte lassen sich durch natürliche Gesetzmäßigkeiten (Physik, Chemie) beschreiben und in universellen Prinzipien einteilen (Freude - Angst, Liebe - Hass, Werden und Vergehen). Nichts anderes ist auch die Versinnbildlichung der Lebensblume. Die universellen Kräfte durchdringen alles in Zyklen, die wiederum einander bedingen und in Großen wie im Kleinen in sich selbst geschlossen sind. So wird es verständlich, dass in der Ruhe die Kraft liegt und im Sturm bereits die Saat für Ruhe.

Gesundheit und dauerhaftes Wohlbefinden können gemäß der TCM Sichtweise der Betrachtung des Lebendigen nur dann erlangt werden, wenn sich das Lebendige mit eigener Schöpfungskraft - wie der Mens:ch diese Gabe inne hat - in Einklang mit der Natur befindet und damit letztlich mit sich selbst als Bestandteil der Natur in Harmonie / Frieden lebt. Stört der Mens:ch sein Umfeld durch dissoziierte Schaffenskraft, führt dies zu Verwerfungen und damit Schwächungen einerseits und Übertreibungen andererseits, was sich als Disharmonien und in Unruhe/Hetze auf einer Seite und Stillstand/Stauung auf der anderen Seite äußert. Da sich alles fortwährend verändert, kann kein Monopol lange Bestand haben und wird sich letztlich immer den übergeordneten Energieflüssen unterordnen müssen. Dahingehend ist auch das Prinzip des Karma zu verstehen, denn jede Ursache hat eine Wirkung und umgekehrt - und man ist letztlich Ursache und Wirkung zugleich selbst!

Wie diese Kräfte fließen und zusammenspielen wird durch das Prinzip des Yin und Yang beschrieben und im Symbol des Taijitsu ausgedrückt. Versinnbildlicht wird hier der Gegensatz, d.h. Polarität, wie Tag und Nacht, kalt und heiß, oben und unten, wobei das Eine das Andere bedingt und das Eine ohne das Andere nicht existieren würde. Diese Weltanschauung wird im Klassiker des so genannten I-Ging, dem Buch des Wandels, festgeschrieben (Erstaufzeichnungen ca. 3000 Jahre alt).

Das Konzept des Gegensatzes wird durch Wandlungsphasen weiter differenziert und vertieft. Alles im Kosmos, in unserer Welt, in unserem Organismus sowohl grob- wie auch feinstofflich, unterliegt dem Kreislauf und Prozess von Werden und Vergehen. Die „Stationen“ in diesem Kreislauf werden dabei in charakterisierenden Elementen ausgedrückt. Nicht anderes im Übrigen stellt z.B. die sich rechts drehende Doppelhelix unserer DNA dar.

Yin-Yang-SymbolYin-Yang-Symbol

Während Yin und Yang die Dualität symbolisieren, beschreiben die 5 Wandlungsphasen den Fluss der Energie zwischen diesen polaren Kräften der Dualität. Nichts währt ewig, alles befindet sich im Wandel und damit befinden sich alle Dinge in einem Fluß ständiger Veränderung. Diese Weltanschauung der ständigen Veränderung, symbolisiert durch die 5 Wandlungsphasen, finden sich im Daoismus wieder. Ein Zyklus beginnt mit dem Werden, erlangt Kraft, reift und wird beständig, altert und verliert an Anpassungskraft und vergeht / löst sich schließlich wieder auf, wobei daraus wieder ein neuer Zyklus des Werdens und Vergehens startet. Diese Zyklen können unterschiedlich ausgeprägt sein, kürzer/länger, stärker/schwächer, harmonisch/disharmonisch etc.. Gemeinsam ist allen Zyklen auch, dass sie mit anderen Zyklen ineinander verwoben sind, mit diesen in ständiger Interaktion stehen und somit selbst andere beeinflussen wie auch von diesen beeinflusst werden.

Diese Art des Denkens resultierte aus der Beobachtung der Natur und dem Verständnis, wie die allem übergeordnete Macht der Schöpfung den Lauf der Dinge beständig im Rahmen seiner Prinzipien gestaltet. Dabei wird dem Fatalismus abgesagt, denn man hatte schon damals verstanden, dass innerhalb dieser Prinzipien ein praktische unendliche Wahlmöglichkeit besteht. So ist auch Karma nicht als etwas strikt deterministisches, sondern vielmehr als ein hilfreiches Werkzeug zu verstehen, welches dem Anwender sehr gute Dienste in der eigenen Weiterentwicklung leisten kann. Die Kunst des alten Feng Shui basiert auf genau demselben Verständnis.

 

Die 5 Elemente und ein Abriss ihrer Eigenschaften

Holz:

Steht für die belebte Natur und jede Art von Vegetation. Es repräsentiert das Wachstum, deshalb symbolisiert es die Kindheit und den Frühling, wenn alles sprießt und gedeiht und neues Leben entsteht. Als Wurzel und schwerer Stamm ist es dem Yang zuzuordnen, die feinen, biegsamen Zweige und Blätter hingegen sind hingegen Yin. Zielstrebig verfolgt das Element seine Ziele. Wird es daran gehindert und kommt es zu Disharmonien, treten Wut und Aggression auf.

Feuer:

Ist hell, heiß und leicht entflammbar. Diesem Element sind demgemäß Begeisterung und Lebensfreude zuzuordnen, das Mitreißende. In der Feuer-Phase zeigt sich noch der jugendliche Überschwang, das Erwachen der Sexualität, gepaart mit Tatkraft und Abenteuerlust. Gleichzeitig zehrt das Feuer und kann, wenn es nicht genährt wird, verglimmen. Feuer zeugt also auch von Abhängigkeit und muss überwacht und gespeist werden. Yang ist die Helligkeit und die Hitze, Yin das glimmende Feuer und die Wärme.

Erde:

Steht für Beständigkeit, Klarheit, Standfestigkeit und Stabilität. Sie versorgt uns mit Nahrung, in körperlicher wie in geistiger Hinsicht. Der Mens:ch wird sesshaft, sucht nach Sicherheit und konzentriert sich auf die Familiengründung. Die Erd-Phase gilt als die (Lebens-)Mitte. Auch Macht und materieller Besitz sind dem Erd-Element zugeordnet. Doch wer zu viel davon hortet, leidet unter einem Ungleichgewicht. Yin ist z.B. der feuchte Erdboden, Yang sind trockene Erde, große mächtige Gesteins- und Landmassen.

Metall:

Wie Gold weckt Begehrlichkeiten und symbolisiert Begierde und Eitelkeit. Wegen seiner Härte steht es auch für Durchsetzungsvermögen, Entschlossenheit und Konzentration auf Wesentliches. Gleichzeitig kann das Metall auch Erstarrung und übertriebene Prinzipientreue verkörpern. Metall kennzeichnet die Phase des Herbstes und des Verfalls. Die Zeit, in der die Ernte eingebracht wird, in der man aber auch mit Reife und Gelassenheit an die Dinge herangehen kann.

Wasser:

Alles Flüssige, das sich Sammelnde, wird dem Wasser zugeordnet. Es steht für Konzentration, aber auch für Flexibilität, Wandlung und Unabhängigkeit. Wegen seiner Klarheit symbolisiert es Rationalität. Im Übermaß sammelt es ungeheure Kräfte, die seine Durchsetzungsfähigkeit bezeugen. Es ist die Lebensphase des Vergehens und des Speicherns, in der man zurückblickt, sich besinnt und von allem löst. Der Kreislauf beginnt von Neuem.

 

Diese 5 Elemente gehen zyklisch ineinander über, sie bedingen daher einander:

Da innerhalb eines Zyklus das Wechselspiel der Wandlung selbst jedes mal anders verläuft, gleicht auch kein Zyklus jemals einem anderen, wenn auch diese fallweise sehr ähnlich sein mögen. Die 5 Wandlungsphasen können sich selbst gegenseitig erzeugen, abschwächen, verstärken, d.h. sie kontrollieren einander, damit ein Element nicht zu stark oder zu schwach wird. Um diese 5 Elemente zu einem Kreislauf zu verbinden, bestehen dazwischen 4 Verbindungen, über welche die Elemente kommunizieren und den Zyklus durchlaufen (harmonischer Fall):

Nährungszyklus: das Holz nährt das Feuer, das Kind wächst unter der Obhut der Eltern

Erschöpfungszyklus: Feuer erschöpft sich und die Reste vergehen zu Erde, die Dynamik der jugendlichen unbeschwingten Kraft vergeht

Kontrollzyklus: Durch die Einnahme der Mitte wird Kontrolle und Macht ausgeübt (das Metall), der Erwachsene geht seiner Verantwortung nach und möchte die Früchte seiner Arbeit genießen

Verletzungszyklus:  Nichts währt ewig, die Erkenntnis führt zum Loslassen, zum Fließen (das Wasser); der unabänderliche körperliche Verfall und das Weitergeben von angehäuften stehen an, einzig die Erfahrung (gemacht in diesem Zyklus) bleiben, man vergeht unter der Obhut seiner Kinder

Natürlich können diese Energieflüsse und Ausgleichsmechanismen nicht dem natürlichen, harmonischen Werdegang eines Zyklus folgen, sondern aufgrund von Disharmonien zu mehr oder minder ausgeprägten Verzerrungen führen, d.h. zu Abschwächung, Verstärkung, Erschöpfung, Überschwang, Abgestumpftheit, Übersensiblität etc. pp..

Nach diesem Prinzip funktioniert die Schöpfung, und auch unser mens:chliche Organismus, der seinen Ursprung in der Verschmelzung zweier Zellen hat - dem Startpunkt einen neues Zyklus und welcher mit dem ersten Atemzug irdisches, eigenständiges Leben erfährt, welches mit dem letztem Atemzug vergeht. Dieser Zyklus ist eingebettet in einen übergeordneten Zyklus, welcher selbst wieder Bestandteil eines übergeordneten Zyklus ist. Wie im Großen, so im Kleinen, den Kreislauf des Unendlichen, nennen wir es Gott oder wie auch immer dies jeder für sich benennen möchte, vermögen wir auf diese Weise zu erfassen, auch wenn wir diesen nicht überschauen können. Die Ehrfurcht vor dieser Erkenntnis hat viele große Denker letztlich erfasst, Göthe, Tesla, Einstein genauso wie Reich, Planck, Heim und viele mehr. Leonardo da Vinci beschrieb dies mit diesen Worten: Einfachheit ist die höchste Raffinesse.

Dieses Anschauungsprinzip auf uns und unser Umfeld angewandt wird durch nachfolgende Übersicht verdeutlicht:

Element       Yin-Yang            
Lebensalter                   
Tageszeit                     
Jahreszeit                
Klima
Holz junges Yang Kindheit früher Morgen Frühling Wind
Feuer altes Yang Jugendlich Mittag Sommer Hitze
Erde Mitte junger Erwachsener später Nachmittag Spätsommer Feuchtigkeit
Metall junges Yin reifer Erwachsener Abend Herbst Trockenheit
Wasser altes Yin Greis Mitternacht Winter Kälte

 

Angewandt auf die Organe kann zwischen westlicher und östlicher Anschauung dies wie folgt verdeutlicht werden:

Fünf Elemente      Yin = Zang Organe           Yang = Fu Organe
Holz Leber     Gallenblase
Feuer

Herz

Perikard / Herzbeutel

Dünndarm

3-fach Erwärmer

Erde Milz / Bauchspeicheldrüse      Magen / Zwölffingerdarm 
Metall Lunge Dickdarm
Wasser Niere Blase

Die TCM betrachtet kein Organ für sich alleine, sondern immer in Bezug seines Funktionszusammenhangs. So hat auch ein Organ in der TCM keine klare anatomische Abgrenzung wie in der allopathischen (westlichen) Medizin. Unter dem Prinzip der Dualität von Yin und Yang (Zang- und Fu Organ) sieht die TCM das Organ eingebettet in Gewebe, Organsysteme, angesteuert von Leitbahnen, angesiedelt in einem Element (wiederum mit Yin und Yang Meridian) und innerhalb bestimmter funktioneller Vorgänge körperlich-seelischer, emotionaler und kosmischer Natur.

Betrachtet und zugeordnet werden in einem Funktionskreis folgende Faktoren:

    - gekoppelter Yin- und Yang Meridian mit zugehörigem Yin- und Yang Organ (z.B. Leber- und Gallenmeridian mit Leber und Gallenblase)

    - Funktion des Organs und die des Partnerorgans (z.B. Atmung --> Lunge / Dickdarm, Ausscheidung --> Niere / Harnblase)

    - das Gewebe, welches das Organ umgibt, die Körperflüssigkeit, welche involviert ist, eine Körperöffnung bzw. ein Sinnesorgan (z.B. Herz mit        Herzbeutel, Lymphe, Herz -  Dünndarm, Zunge - Geschmack; oder Lunge mit Lungenfell, Lymphe, Lunge - Dickdarm, Nase - Geruch)

    - Außenfaktoren aus Umwelteinflüssen (Feuchtigkeit, Trockenheit, Kälte...) und innere Faktoren (Psyche, Psychosomatik wie z.B. auffällige        Gemütsabweichungen)

    - zutreffende Jahreszeit, ein Element, eine Farbe, eine Himmelsrichtung und eine Geschmacksrichtung (z.B. Rot - Feuer - Herz - Hitze -               Sommer)

Somit gilt, dass eine Erkrankung nur eines Teils eines Funktionskreises, z.B. einer Niere, Symptome in allen anderen zugeordneten Bereichen hervorrufen kann. Dies äußert sich oft in komplexen Erkrankungsbildern, für welche die westliche Schulmedizin keine Auflösung schafft, da diese a) nur auf Organebene und b) auf einfache bislang verstandene Regelmechanismen und c) auf eine Auflösung auf der Symptomebene fokussiert ist. Nistet sich eine Erkrankung im Zeitverlauf in mehreren Organen ein, so behandelt die westliche Schulmedizin diese separat.

Anzumerken ist, dass diesen paarigen Zuordnungen der TCM nun langsam auch die Erkenntnis in der westlichen Medizin folgt, wonach sich aus bestimmten Keimblättern im Embryo die entsprechenden Organe herausentwickeln. So entsteht z.B. die Lunge aus einem Abschnitt des Dickdarms, das Herz aus einem Abschnitt des Dünndarms etc.. So wie im chinesischen das Qi im Körper quasi die Ebene des Energieflusses zwischen den Organen darstellt, versteht die westliche Medizin dies dem Mesenchym (volksmundlich nicht ganz korrekt verstanden als Bindegewebe) zuzuordnen. Heutzutage fallen die Grenzen zwischen Ost und West immer mehr und immer schneller, auch wenn die übergeordneten Interessen der herrschenden selbstvermeintlichen Elite in der Metallzeit "gefangenen" Geister dies noch zu verhindern versuchen. Doch  der Kraft des Wandels können auch sie nicht entkommen, auch wenn sie sich noch so sehr dagegen sträuben. Sie sind bereits dabei, als Versinnbildung eines Zeitabschnittes abzudanken und einem neuen Zeitabschnitt Platz zu machen. Aus den diversen Lehren und Anschauungen manifestiert sich zunehmend ein neues Verständnis, ein neues Weltbild geprägt durch den "Wassermann" auch in Bezug auf Gesundheit, der Gesundheit des Mens:chen, der Erde, des Universums.

 

Element Wasser: Meridianpaar Harnblase - Niere
steht in der TCM für
    - die Regulation des Wasserhaushaltes
    - die Grundlage für Yin und Yang in den anderen Organen
    - die Speicherung der Essenz in Knochen, Gelenken und Zähnen
    - die Ohren und die Kopfhaare
    - die Willenskraft und die Existenzangst

Element Holz: Meridianpaar Leber - Gallenblase
steht in der TCM für
    - die Speicherung und Reinigung des Blutes
    - einen reibungslosen Qi und Blutfluss
    - die Funktion der Augen, der Sehnen und Muskeln
    - das NEU werden - Erneuerung
    - strategisches Planen, Konzentration, Aggression, Wut, Ärger und Depression (Kraftlosigkeit)

Element Feuer: Meridianpaare Herz - Dünndarm und Kreislauf - Dreifach Erwärmer
steht in der TCM für
    - Zirkulation des Blutes
    - Kontrolle der Blutgefäße
    - Beherbergung der psychischen Funktionen wie Bewusstsein, Gedächtnis und Schlaf
    - die Sprache
    - die Freude, ängstliche Sorge und Schock

Element Erde: Meridianpaar Milz/Pankreas - Magen
steht in der TCM für
    - Verdauung von Nahrungsessenzen und Flüssigkeiten
    - Produktion von Blut und Qi
    - Funktion der Muskulatur, das Fleisch und das Bindegewebe
    - die korrekte Position der Organe
    - das Denken, das Lernen, das Grübeln, die Sorge und das Selbstmitleid

Element Metall: Meridianpaar Lunge - Dickdarm
steht in der TCM für
    - die Funktion der Atmung
    - die Abwehr von Krankheitserregern der Atemwege
    - die Kontroller der Haut, Nägel und Körperhaare
    - den Rhythmus
    - den Gerechtigkeitssinn, die Trauer